Akteure sprechen sich für eine digitale und kooperative Gesundheitsversorgung aus

Berlin/Bochum, 13. Januar 2020 – Rund 140 Teilnehmerinnen und Teilnehmer folgten dem von der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin e. V. (DGTelemed) und dem ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin organisierten Veranstaltungsprogramm beim 10. Nationalen Fachkongress Telemedizin im Ellington Hotel in Berlin. Unter dem Motto „Digital und kooperativ – Netzwerke statt Sektoren“ kamen hochkarätige Gäste aus Gesundheitspolitik, Versorgung und Forschung zum zweitägigen Austausch zusammen. Eröffnet wurde der Fachkongress in diesem Jahr von Herrn Staatssekretär Dr. Thomas Steffen aus dem Bundesministerium für Gesundheit.

Staatssekretär Dr. Thomas Steffen, Bundesministerium für Gesundheit, eröffnete den 10. Nationalen Fachkongress Telemedizin in Berlin. (Foto: ZTG GmbH)


Mit hohem Tempo und großem Engagement arbeitet das Bundesministerium für Gesundheit an der Zukunftsfähigkeit unserer Versorgung. Wie wichtig in diesem Kontext funktionierende Netzwerkstrukturen sind, verdeutlichte Staatssekretär Dr. Steffen: „Die Vernetzung aller, die an der Behandlung von Patientinnen und Patienten beteiligt sind, ist die Basis eines digitalen Gesundheitssystems. Darum machen wir Tempo beim Aufbau einer sicheren Telematikinfrastruktur. Und wir sorgen dafür, dass die Krankenkassen ihren Versicherten ab 2021 eine elektronische Patientenakte anbieten. So werden die Vorteile der Digitalisierung für jeden spürbar und das Vertrauen in eine digitale und patientenorientierte Versorgung kann wachsen.“

Dem schloss sich Günter van Aalst, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der DGTelemed und Vorsitzender des ZTG-Forum Telemedizin, an: „Die Aktivitäten des BMG, insbesondere auch die neuen Gesetzgebungen, eröffnen Wege für die Entwicklung eines digitalen Gesundheitswesens. Nicht nur mit der weltweit einmaligen Möglichkeit für Ärztinnen und Ärzte, Apps zu verschreiben, geht Deutschland mutig voran bei der Digitalisierung und Modernisierung der Versorgung. Nun ist es an den Akteuren, die sich eröffnenden Chancen für eine kooperative und vernetzte Zusammenarbeit in der Gesundheitsversorgung zu ergreifen und zukunftsfähige telemedizinisch unterstützte Versorgungsprozesse zur intersektoralen Zusammenarbeit zu fördern und gesetzlich zu verankern. Auch müssen wir den Transfer erfolgreich evaluierter Innovationsfondsprojekte in das GKV-Versorgungssystem konsequent weiterverfolgen. Die DGTelemed unterstützt diese Bestrebungen gerne. “

LMR Lars Andre Ehm, Gruppenleiter im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, sprach zu digitalen Versorgungsstrukturen in Nordrhein-Westfalen. (Foto: ZTG GmbH)

Im anschließenden ersten Themenblock standen innovative, landespolitische Versorgungsansätze für die Regionen im Fokus. LMR Lars Andre Ehm, Gruppenleiter im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, berichtete: „In Nordrhein-Westfalen sollen zukünftig innovative, sektorenübergreifende Versorgungsstrukturen, wie z. B. das Virtuelle Krankenhaus, bei der Schaffung regionaler digitaler Gesundheitsnetzwerke unterstützen und so die Versorgung im Land verbessern.“ Im Anschluss diskutierten Dr. med. Franz Bartmann, Mitglied im Vorstand der DGTelemed, und Jenny Hansen, Referentin im Ministerium für Soziales, Gesundheit, Jugend, Familie und Senioren des Landes Schleswig-Holstein, über vielfältige telemedizinische Aktivitäten im Norden Deutschlands, z. B. die Versorgung der Halligen.

Univ.-Prof. Dr. med. Gernot Marx, FRCA, Vorstandsvorsitzender der DGTelemed und Direktor der Klinik für Operative Intensivmedizin und Intermediate Care der Uniklinik RWTH Aachen, freute sich über die vielfältigen Aktivitäten der Bundesländer: „Wir haben heute die Möglichkeit, dank digitaler Anwendungen medizinische Expertise ortsunabhängig und sektorenübergreifend miteinander zu verweben. Dies kann den Arbeitsalltag der behandelnden Ärzte enorm erleichtern, dient jedoch am meisten den Patientinnen und Patienten, die auf unmittelbare Hilfe angewiesen sind, besonders in Notfällen oder intensivmedizinischen Behandlungsfeldern. Dass die Bundesländer die erforderliche Umgestaltung der Versorgung so aktiv angehen, ist eine wichtige Unterstützung begleitend zum Engagement des BMG. Entwicklungen, wie z. B. die des Virtuellen Krankenhauses in Nordrhein-Westfalen, sind ein wichtiger Schritt hin zu einem stärkeren Denken und Agieren in Netzwerken.“

Im Folgenden bietet der Fachkongress den Teilnehmenden die Möglichkeit, sich in drei parallelen Breakout-Sessions zu einem selbst gewählten Innovationsfondsprojekt zu informieren. Teilnehmende Projekte sind TELnet@NRW, ein sektorenübergreifendes telemedizinisches Netzwerk (beispielhaft für die intensivmedizinische und infektiologische Versorgung), ViDiKi, eine virtuelle Diabetesambulanz für Kinder und Jugendliche, sowie TeamBaby für eine sichere, digital unterstützte Kommunikation in der Frauenheilkunde und Geburtshilfe. Mit besonderer Spannung erwartet wurden die Konzepte, die die Projekte erarbeitet haben, um nach erfolgreicher Evaluation den Sprung in die GKV-Versorgung zu meistern.

In welchen Bereichen Telemedizin bereits erfolgreich zum Einsatz kommt, zeigt der anschließende medizinisch ausgerichtete Themenblock. Unter anderem stellt Prof. Dr. med. Friedrich Köhler, Leiter des Zentrums für kardiovaskuläre Telemedizin und Oberarzt für Kardiologie an der Medizinischen Klinik m. S. Kardiologie und Angiologie an der Charité Berlin, Einsatzgebiete für die digitale Herzinsuffizienzversorgung vor. Zudem werden die integrierte Notfallversorgung und die Kinderintensivmedizin wurden thematisiert.

Schon heute bietet die Technik versierte Möglichkeiten für den intersektoralen Austausch. Welche technischen Fortschritte sich für das vernetzte Gesundheitswesen innerhalb der nächsten fünf Jahre eröffnen, demonstrieren die Referenten von Themenblock 4: Technik heute – Technik 2025: Dr. med. Timo Rimner (Medgate AG Basel) wirft einen Blick auf den analogen Patienten im vernetzten Gesundheitswesen. Tim Schneider (Deutsche Arzt AG) präsentiert mögliche Einsatzszenarien der Online-Sprechstunde, während Rolf Herzog (MTM multitechmed GmbH) eine neue Form der EKG-Diagnostik vorstellt. Das Programm schließt mit der Vorstellung von „predictiveRESCUEING“, einer dynamischen Einsatzmittelsteuerung im Rettungsdienst mit Hilfe Künstlicher Intelligenz durch Dr. Marie Mennig (umlaut telehealthcare GmbH).

Am 14. Januar geht der Kongress weiter. Themenschwerpunkte sind das Digitale Versorgung-Gesetz (DVG) sowie die Vergabe des Telemedizinpreises der DGTelemed im Rahmen eines Science Slams.