Quelle: barmer.de – Die Schnittstellen zwischen der ambulanten und der stationären Gesundheitsversorgung seien zentrale Schwachstellen im deutschen Gesundheitssystem, heißt es im neuen Arzneimittel-Report der Barmer. Eine stärkere und digitale Vernetzung der Leistungserbringer und Beteiligten könnte Abhilfe schaffen.

„In Jahrzehnten ist es nicht gelungen, die Versorgung über die Sektorengrenzen hinweg besser zu organisieren“. Mit diesen deutlichen Worten beschreibt der Vorstandsvorsitzende der Barmer, Prof. Dr. Christoph Straub, die immer noch vorhandenen gravierenden Informationslücken zwischen den Behandlungsbereichen.
Wie der Versicherer Barmer im aktuellen Arzneimittel-Report festgestellt hat, tauschen sich Ärztinnen und Ärzte oft nur unzureichend mit Kliniken zu der Medikation der zu behandelnden Patientinnen und Patienten aus. So hätten Krankenhausärztinnen und -ärzte oft keine Informationen über die Medikation. Im Umkehrschluss fehle den Hausärztinnen und -ärzten die Information über Therapieänderungen. Das kann insbesondere bei Mehrfachmedikation problematisch werden. Laut Report hatten nur 29 Prozent der Patientinnen und Patienten  bei Klinikaufnahme einen Medikationsplan.
„Es ist unverständlich, dass die Aufnahme in ein Krankenhaus als millionenfacher Prozess so fehleranfällig ist“, so Barmer-Vorstandschef Professor Christoph Straub, und merkt an, dass alleine im Jahr 2017 bundesweit 2,8 Millionen Patient*innen bei der Krankenhausaufnahme auf Mehrfachmedikation angewiesen waren. Doch „umfassende Informationen von der Klinik hin zum weiterbehandelnden Arzt sind unerlässlich“, konstatierte der Autor des Arzneimittel-Reports und Chefarzt am Klinikum Saarbrücken, Professor Daniel Grandt.
Ursache der Informationsdefizite sei weniger der einzelne Arzt, als vielmehr der unzureichend organisierte und nicht adäquat digital unterstützte Prozess einer sektorenübergreifenden Behandlung, sagte Barmer-Chef Straub. Entscheidend sei, gemeinsam nach Lösungen zu suchen, um der Ärzteschaft die Arbeit zu erleichtern und Risiken für Patienten zu minimieren.


Abhilfe schaffen könnte der eMedikationsplan. Seit März 2020 prüfen Arztpraxen in Westfalen-Lippe das Notfalldatenmanagement und den eMedikationsplan als erste Bestandteile der elektronischen Gesundheitskarte im Feldtest. Das Arzneimittelkonto NRW PLUS ist ebenso eines dieser Projekte, dass den Informationsfluss verbessern soll. Es verbindet die beiden Projekte FallAkte Plus und Arzneimittelkonto NRW.