Quelle: telnet.nrw – Das intersektorale Projekt TELnet@NRW ist für den MSD-Gesundheitspreis nominiert. Im Interview erklärt Dr. Hans-Jürgen Beckmann, Projektpartner von TelNet@NRW, die Bedeutung von Telemedizin und diesem Projekt.

Eine bestmögliche Gesundheitsversorgung in Stadt und Land – das ist es, was wir uns alle wünschen. Dem gegenüber steht die Tatsache, dass es aktuell nur rund 300 ausgebildete Infektiologen in ganz Deutschland gibt. Gerade für schwer kranke Menschen, die auf eine spezialisierte und hochqualifizierte intensivmedizinische und infektiologische Behandlung angewiesen sind, ist dies eine Hürde. Das Projekt TELnet@NRW vernetzt Ärzte und Gesundheitsfachkräfte miteinander, um diese Lücke im Gesundheitssystem zu schließen. Im Interview erklärt Dr. Hans-Jürgen Beckmann, Projektpartner von TelNet@NRW, die Bedeutung von Telemedizin und diesem Projekt.
MSD: Herr Dr. Beckmann, Sie haben sich für den MSD Gesundheitspreis mit dem Projekt TELnet@NRW beworben. Was hat Sie dazu bewegt, sich an dem Projekt zu beteiligen?
Beckmann: Auch nach 35 Jahren geht man als Arzt manchmal nach Hause und weiß einfach nicht, wie man seinem Patienten helfen kann. Dann all die dicken Bücher zu wälzen ist gar nicht machbar. Genauso ist der Prozess einer Überweisung sehr langwierig. Am besten wäre also ein Austausch mit Ärzten, die Spezialisten auf dem betreffenden Gebiet sind und sich tagtäglich damit beschäftigen. Das ist allerdings schwer – per Telefon erreicht man nur selten auf Anhieb die richtige Person. Das telemedizinische Netzwerk von TELnet@NRW ermöglicht genau diesen persönlichen Austausch und hat mich damit direkt überzeugt. Über den Einsatz von Videotechnologie kann ich mich hier an andere Ärzte und z. B. auch Unikliniken wenden und meine Fragen äußern. Das ist wirklich großartig. Das erspart Patienten und Ärzten viel Zeit und Kopfzerbrechen.
MSD: Welche Schwierigkeiten gab es mit TELnet@NRW?
Beckmann: Wir sind einigen Skeptikern begegnet, die die Vorteile gegenüber Telefonaten nicht direkt sahen. Die haben sich inzwischen teilweise zu echten Heavy-Usern entwickelt und melden jede Woche Termine an. Denn Fakt ist: Anrufe bleiben oft erfolglos, führen erst nach mehreren Tagen zu einem kurzen Rückruf und werden von Ärzten manchmal einfach nicht so ernst genommen. Der telemedizinische Austausch hat dagegen Konsil-Charakter. Die Ärzte sehen sich zu einem verabredeten Termin und beraten sich zu einem Patienten als stünden sie gemeinsam in der Station. Oft sind die Patienten sogar dabei, der kontaktierte Arzt kann also sehen, um wen es geht. Das erleichtert nicht nur die Beratung, sondern verleiht der Situation mehr Ernsthaftigkeit.
MSD: Wo steht das Projekt aktuell?
Beckmann: Tatsächlich spielte uns hier Corona positiv in die Karten, denn die Pandemie hat gezeigt, wie sinnvoll der Austausch über Video ist. Ich bin von dem Einsatz von Videotechnologie in der Medizin wirklich überzeugt und glaube, dass sie nicht nur den Austausch untereinander, sondern damit auch die Gesundheitsversorgung verbessert. Insgesamt haben wir bereits sehr gute Erfahrungen in der Intensivmedizin und Infektiologie gemacht. Wir streben an, telemedizinische Anwendungen sowohl in diesen Bereichen als auch in anderen wichtigen medizinischen Disziplinen in die GKV-Regelversorgung zu überführen.
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