Quelle: aerzteblatt.de – Um die Coronapandemie erfolgreich bewältigen und auch künftige Krisen des Gesundheitssektors besser bewältigen zu können, ist mehr grenzüberschreitende Zu­sammenarbeit in der EU erforderlich. So lautete gestern der Tenor einer EU-Ausschussvorsitzendenkonferenz unter deutschem Vorsitz.

Die Verantwortlichen der Ausschüsse für Gesundheit, Forschung und Digitales der Nationalparlamente sowie des Europäischen Parlaments waren per Videoschalte zusammengekommen, um über die Herausforderungen eines europäischen Gesundheitssystems zu diskutieren.
Alleingänge zu Beginn der Pandemie hätten die Schwächen der EU offengelegt. Erst als Gemeinschaft habe man Erfolge, wie etwa die mit mehreren Impfmittelherstellern geschlossenen Abnahmegarantien verbuchen könnten, erklärte unter anderem die stellvertretende Leiterin der Generealdirektion Gesundheit und Lebensmittelsicherheit der Europäischen Kommission, Sandra Gallina.
Bei Forschung, Prävention und Produktion von Medikamenten und Medizinprodukten müsse die europäische Gemeinschaft sich besser vernetzen. Gallina plädierte für eine Stärkung der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) sowie des Europäischen Zentrums für die Prävention und die Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und kündigte für den Herbst entsprechende Vorschläge der Kommission an.
Auch der CDU-Europaabgeordnete und gesundheitspolitische Sprecher der größten Frak­tion im Europäischen Parlament (EVP-Christdemokraten), Peter Liese, forderte ein ein­heit­licheres Vorgehen in Krisensituationen und mehr Kompetenzen für das ECDC, das bis­her nicht einmal Empfehlungen aussprechen dürfe.
Darüber hinaus sei Europa bei der Medikamentenproduktion zu stark abhängig von China und Indien, das müsse sich ändern. Preise dürften bei der Versorgungssicherheit mit Medi­kamenten nicht das einzige Argument sein.

Stärkere Digitalisierung gefordert

Als Verbesserung forderte die Direktorin des ECDC, Andrea Ammon, eine stärkere Digitalisierung aller Prozesse rund um die Pandemie, um unabhängiger von menschlichen Fehlern zu werden. In eine ähnliche Richtung argumentierte Manuel Höferlin, Vorsitzender des Ausschusses Digitale Agenda des Bundestages.
Er wies zudem darauf hin, dass die Daten aus einer nationalen Tracing-App nicht aus­reich­ten, um Infektionsketten zurückverfolgen zu können. Alle europäischen Corona-Apps müssten länderübergreifend funktionieren.
„Das ist kein Hexenwerk, aber man muss es umsetzen“, so Höferlin. In Deutschland arbei­te­ten SAP und die Telekom bereits an einer Schnittstelle, um Informationen zwischen na­tionalen Apps austauschen zu können.
Dass nationale Parlamente aber weiterhin zuständig und von großer Bedeutung seien, betonte Erwin Rüddel, Vorsitzender des Gesundheitsausschusses im Bundestag. Reaktio­nen müssten sich auch immer an den lokalen Gegebenheiten orientieren.
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