Quelle: aerztezeitung.de – Der Wissenschaftsrat fordert, die Informatik noch attraktiver zu machen, da sie inzwischen zur akademischen Kerndisziplin geworden ist. Potenzial bietet allen voran die Medizininformatik.

Kein anderes Fach hat in den vergangenen Jahrzehnten so eine steile akademische Karriere hingelegt wie die Informatik, die sich rasant vom akademischen Neuling in den 1960er-Jahren zu einem der gefragtesten Studienfächer und einer forschungsstarken Disziplin der Gegenwart entwickelt hat. Geht es nach dem Wissenschaftsrat (WR), hat die Informatik noch lange nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.
In seinen jüngst verabschiedeten „Perspektiven der Informatik in Deutschland“ empfiehlt der Wissenschaftsrat Maßnahmen zur Stärkung des Faches, da mittlerweile alle Lebensbereiche von Informatiksystemen und -produkten durchdrungen seien. Der Bedarf an Informatikern auf dem inner- wie außerakademischen Arbeitsmarkt sei immens, so der WR.
In seinen Empfehlungen hat der Wissenschaftsrat einen Schwerpunkt auf die Frage gelegt, wie der Personalknappheit entgegengewirkt werden kann. „Es ist wichtig, auf verschiedenen Ebenen anzusetzen“, so die Vorsitzende des Wissenschaftsrats, Professorin Dorothea Wagner, die selbst vom Fach ist.

Mehr junge Menschen sollten Informatikstudium erfolgreich abschließen

In diesem Sinne empfiehlt das wissenschaftspolitische Beratungsgremium von Bund und Ländern zum einen Maßnahmen, um Stellen im akademischen Raum noch attraktiver zu machen. Zum anderen hält der Wissenschaftsrat aber auch große Anstrengungen für erforderlich, damit noch mehr junge Menschen ein Informatikstudium aufnehmen und erfolgreich abschließen.
Die Informatik bietet auch für die medizinische Forschung noch viele Optionen. Um die interdisziplinäre Forschung voranzutreiben und um Daten aus Krankenversorgung und Forschung besser nutzbar zu machen, fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung daher seit 2017 auf Drängen der damaligen Amtsinhaberin Johanna Wanka (CDU) die Medizininformatik-Initiative mit rund 160 Millionen Euro. Die Fördermaßnahme soll die medizinische Forschung stärken und die Patientenversorgung verbessern.
Die Medizininformatik könnte dringend akademischen Nachwuchs gebrauchen, wie auch der WR attestiert. Denn im Wintersemester 2018/19 seien an den Universitäten gerade einmal 0,6 Prozent der Informatikstudenten im Bereich Medizininformatik eingeschrieben gewesen – an den Fachhochschulen seien es 2,3 Prozent gewesen.
In absoluten Zahlen ausgedrückt, hat sich die Anzahl der Medizininformatikstudenten an den Universitäten binnen zehn Jahren vom Wintersemester 2009/2010 von 315 auf 740 zum Wintersemester 2018/2019 mehr als verdoppelt; an den Fachhochschulen stieg die Anzahl von 1125 auf 2370 Studierende.
Lesen Sie hier mehr zum Thema.