Quelle: e-health-com.de – Der Arzneimittelversandhändler Zur Rose mischt beim E-Rezept und bei der Telemedizin mit. Ein Gespräch von E-HEALTH-COM mit Zur Rose-Gründer und CEO Walter Oberhänsli.

Was erwarten Sie sich vom deutschen E-Rezept?
Das E-Rezept heißt Digitalisierung, damit weniger Medienbrüche, weniger Fehlerquellen und ein besserer Medikationsprozess. Der Rx-Markt macht 80  Prozent des Apothekenmarkts aus, wiederum 80 Prozent davon entfallen auf chronische Erkrankungen. Hier eröffnet das E-Rezept für die Patienten die Möglichkeit, weniger oft persönlich zum Arzt zu müssen. Das ist der Convenience-Aspekt. Darüber hinaus können Patienten durch digitale Services besser begleitet werden. Das führt im Endeffekt zu besserer Adhärenz und vermeidet so ­Gesundheitsprobleme.
Sie treiben das E-Rezept über ihre Tochter eHealth-Tec selbst aktiv voran. Warum?
Unsere Idee war nicht, ins Softwaregeschäft einzusteigen. Wir wollen den Prozess katalysieren. Deswegen auch das Voranschreiten vor den eigentlichen gematik-Lösungen, bei denen wir nicht mit Sicherheit wissen, wann sie wirklich kommen werden. Der gesetzliche Rahmen sieht vor, dass es eine Pluralität an Lösungen geben soll, eine Evaluationsphase bis Ende 2021. Diesen Weg wollten wir mitgehen. Wir tun das ja auch nicht alleine: Die eHealth-Tec-Lösungen sind offen für alle Apotheken.
Sie sind marktführender deutscher Arzneimittelversender und haben kürzlich den Telemedizinanbieter TeleClinic zugekauft. Sehen Sie keine Interessenkonflikte?
Die Wahlfreiheit des Patienten ist für uns unantastbar, und alles, was wir tun werden, wird diesem Grundsatz Rechnung tragen, das sei hiermit garantiert. TeleClinic ist für sich allein genommen ein Geschäftsmodell, das große Chancen hat, das hat mit unserer eigenen Aktivität zunächst wenig zu tun. Nichtsdestotrotz sehen wir natürlich, dass ein Telemedizinservice für Kunden, die bei uns Arzneimittel kaufen, eine wichtige Ergänzung sein kann. Wir wollen uns in Richtung eines Ökosystems entwickeln, das unsere Kernleistung mit zusätzlichen Services anreichert. Da ist Telemedizin ein wichtiger Schritt, aber noch mal: Die Wahlfreiheit bleibt immer erhalten.

Wie würden Sie die Vorort-Apotheke stärken?

Ich empfehle, sich das spanische Marktplatzmodell einmal anzusehen, wo 800 spanische Apotheken teilnehmen. Das beschränkt sich im Moment noch auf den Beauty- und Personal-Care-Bereich, aber Arzneimittel sind unsere nächste Ausbaustufe. Da ist jeder einzelne Apotheker superglücklich, weil er irgendwas um zehn Prozent mehr Umsatz macht. Das ist so was von offensichtlich, dass man sich in diese Richtung auf den Weg machen sollte. Es macht überhaupt keinen Sinn, wenn jeder Apotheker seine eigene Online-Strategie entwickelt, aber gemeinsam machte es eben sehr viel Sinn. Die Zukunft wird auch im Apothekenmarkt stattfinden.