Quelle: aerztezeitung.de – Nächste Woche übergibt der Sachverständigenrat sein Gutachten zur Digitalisierung. Nun hat BMG-Abteilungsleiter Ludewig nochmals betont, dass Datenschutz digitale Anwendungen nicht blockieren darf.

Deutschland braucht ein neues Verständnis der Datennutzung im Gesundheitswesen, findet Dr. Gottfried Ludewig, Leiter der Abteilung „Digitalisierung und Innovation“ im Bundesgesundheitsministerium. „Alle unsere Diskussion beginnen damit, was verboten ist, und keine damit, was man eigentlich mit den Daten machen kann“, sagte Ludwig auf einer Online-Konferenz des Instituts für Versicherungswissenschaften an der Universität Leipzig. „Wir stehen noch am Anfang des Abwägungsprozesses, dass Datenschutz uns nicht daran hindern darf, bessere Medizin zu machen.“

Hierzulande werde auf Datenschutz großen Wert gelegt, und das sei auch richtig. „Aber mein Eindruck ist, dass die Debatte häufig nur von denen geführt wird, die die Risiken der Datennutzung betonen.“ Ludewig sieht insbesondere Forschungseinrichtungen, die mit den Daten arbeiten, in der Pflicht, sich aktiv in die Debatte einzubringen.

Es könne nicht sein, dass es zwar eine europäische Datenschutzgrundverordnung gebe, in Deutschland aber 16 Landesdatenschutzbeauftragte sie jeweils unterschiedlich auslegen. „16 Datenschützer brauchen drei Jahre, um ein einheitliches Formular zu machen“, kritisierte er.

Vieles geht ihm in Deutschland zu langsam. Dabei dränge die Zeit. „Der Fortschritt in dieser Welt wartet nicht darauf, dass das Sozialgesetzbuch V verändert wird.“ Nach Einschätzung von Ludewig befindet sich das Gesundheitswesen durch die Digitalisierung in einem der radikalsten Umbrüche seit vielen Jahrzehnten. Die Behandlung werde schneller, effektiver und preiswerter.

Ein Beispiel dafür, wie sich die Datenerhebung in Zukunft entwickeln kann, ist für ihn die Apple Heart Study zum Vorhofflimmern. Über die Apple Watch seien innerhalb von weniger als 48 Stunden fast 400.000 Teilnehmer rekrutiert worden, die Studie habe wichtige Erkenntnisse geliefert. „Real world evidence“ sei offenbar doch nicht nur ein Schlagwort.

Die Qualität der Gesundheitsversorgung wird sich in allen Bereichen durch die Digitalisierung radikal verändern, erwartet Ludewig. „Die Digitalisierung wird aber nie einen Arzt ersetzen.“

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