Positionspapier des Fachforums Telematik der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH

Damit Digitalisierung zukünftig einen nachhaltigen Nutzen für das deutsche Gesundheitswesen generieren kann, gilt es in der TI, digitale Dienste möglichst nutzergerecht und patientenorientiert zu gestalten.

In diesem Zuge begrüßt das Fachforum Telematik der ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH die Aufstellung der gematik als Gesundheitsagentur sowie den von ihr postulierten Aufbau der TI 2.0.

Das Fachforum ist ein beratendes Gremium des Aufsichtsrates der ZTG GmbH. Es wirken u. a. Industrieunternehmen, Gesellschafter bzw. Aufsichtsräte der ZTG GmbH darin mit und bringen ihre Expertise für die Telematik-Entwicklung in Nordrhein-Westfalen ein. Das Forum formuliert Empfehlungen für die Akteurinnen und Akteure des Gesundheitswesens – insbesondere aus Politik, Selbstverwaltung und Industrie – und versucht Handlungsbedarfe und Umsetzungsstrategien zu entwickeln.

Das Fachforum stellt fest, dass die TI 2.0 nur gelingen kann, wenn adäquate Schritte zur Implementierung eingeleitet werden. Es empfiehlt daher:

  • ein klares Migrationskonzept mit sukzessiver, planbarer Umstellung und Erweiterung
  • ein intelligentes Testverfahren mit Testumgebung und regionalen Feldtests
  • eine vollwertige Referenzumgebung für Schulungs- und Übungszwecke
  • eine klare nutzerbezogene Kommunikationsstrategie.

Aus technologischer Perspektive verspricht die Umstellung aktueller Strukturen auf die TI 2.0 eine bessere Handhabbarkeit und eine erhöhte Nutzerorientierung. Jakob Scholz, Vorsitzender des ZTG-Fachforums Telematik und Abteilungsleiter eHealth der Kassenärztlichen Vereinigung Westfalen-Lippe, erklärt: „Ein möglichst hoher versorgungsrelevanter Nutzen für Patientinnen und Patienten, Praxen, Krankenhäuser und Pflegeeinrichtungen sollte bei der Integration ganz klar im Vordergrund stehen. Primäres Ziel der Weiterentwicklung muss eine bestmögliche Gesundheitsversorgung sein, weniger die Umsetzung von Verwaltungsaufgaben.“

Auch auf Patientenseite gilt es, den Zugang zu TI-Anwendungen zu vereinfachen. Da die Nutzung der elektronischen Patientenakte (ePA) gerade für alle alters-, geistig- oder körperlich bedingt eingeschränkte Patientinnen und Patienten besonders sinnvoll ist, sollte für sie der Zugang unbedingt sichergestellt sein. Niederschwellige Angebote fehlen bislang.

Ausreichend Testverfahren unter Einbezug aller beteiligten Akteurinnen und Akteure

Als problematisch erachtet das ZTG-Fachforum Telematik, dass es der Industrie aktuell nicht möglich ist, Produkte in einer Testumgebung unter realitätsnahen Bedingungen zu testen. Regional umgrenzte Feldtests sowie eine praxisorientierte und adäquat konzipierte Testumgebung für Hersteller sind allerdings absolut notwendig. Nur ein gut vorbereiteter Testbetrieb kann letztendlich zu realen Erkenntnissen, zu besseren Lösungen und zu deutlicher Beschleunigung in der Umsetzung führen.

Auch hinsichtlich der Migration auf Strukturen der geplanten TI 2.0 fehlt ein klares Konzept – gerade für den zeitweisen Parallelbetrieb von TI 1.0 und TI 2.0. Das Fachforum fordert ein klares Migrationskonzept mit sukzessiver, planbarer Umstellung und Erweiterung.

Ganz wichtig für eine erfolgreiche Ausgestaltung der IT-Vernetzung ist zudem die Akzeptanz und Bereitschaft aller beteiligten Akteurinnen und Akteure. Dafür braucht es die partizipative und aktive Einbindung aller Beteiligten in die Ausgestaltung der TI 2.0. Nach Meinung des ZTG-Fachforums Telematik kann dies vor allem dadurch gelingen, dass bereits erfolgreich getestete oder im Einsatz erprobte Verfahren ausgerollt, statt an anderer Stelle neu entwickelt werden.

Hier geht’s zum Fachforum Telematik.