Quelle: kvwl.de – Ärztinnen und Ärzten, die sich im Kreis Herford in einer Hausarztpraxis niederlassen möchten, können über die Kassenärztliche Vereinigung Westfalen-Lippe (KWVL) ein spezielles Förderprogramm erhalten. Ziel: Praxisübernahme oder Kooperation und die dauerhafte Tätigkeit im Kreis Herford. Das Programm läuft seit April 2022 und hat bereits erstes positives Feedback erhalten.
„Ich bin begeistert und glücklich, dass ich genau diesen Wiedereinstieg in den Job gewählt habe. Nirgendwo sonst könnte ich das!“, schwärmt die junge Ärztin Dr. Zrinka Shameska, die sich nach ihrer Elternzeit als Hausärztin im Kreis Herford niederlassen will. Sie hat sich als „Praxismacherin“ in das in NRW einzigartige Förderprogramm der KVWL und des Kreises Herford aufnehmen lassen: Sie testet ein Jahr lang in zwei Hausarztpraxen, wie es wäre, dort zu bleiben – und verdient monatlich 7.500 Euro brutto. Darüber hinaus bekommen die Praxismacherinnen und Praxismacher ein begleitendes Seminarprogramm. Am ersten Seminartag in der KVWL-Ausstellung „Die digitale Praxis – dipraxis“ holte sich Dr. Shameska Anregungen für die digitale Transformation einer Praxis und zog eine Zwischenbilanz des Nachwuchsprogramms.
„Das Ausprobieren nimmt mir den Druck, ich habe jeden Monat neue Fragen, lerne unglaublich viel. Ich bin in einer sehr netten Praxis in Bünde, bin hier viel glücklicher als damals in der Klinik“, sagt Dr. Shameska. Ihr Chef Dr. Bruno Weil gehe bald in den Ruhestand, seine Tochter Kyra arbeite schon mit und werde die Praxis übernehmen, Dr. Shameska könnte ihre Partnerin werden. Eine großartige Aussicht! Doch der Vorteil beim Herforder Hausarztprogramm: Dr. Shameska muss sich nicht festlegen. Ab Oktober lernt sie eine zweite Praxis kennen und stellt möglicherweise fest, dass sie lieber in der Einzelpraxis von Dr. Ute Krys Partnerin werden möchte. Klar ist: Zurück in eine Klinik zieht es die Nachwuchsärztin und Mutter von zwei Kindern kein bisschen, eine Klinik sei nicht familienfreundlich.
Dr. Shameska ist begeistert von der dipraxis: „eRezept kenne ich aus Kroatien. Und das war vor zehn Jahren“
Eines ist Dr. Shameska sehr wichtig: die Benefits der Digitalisierung zu nutzen. Die Praxis, in der sie arbeitet, stehe noch am Anfang, wie die meisten Praxen in Deutschland. Die Leiterin der Ausstellung dipraxis, Ines Dickmann, empfiehlt jedoch, „nicht alles direkt auf links zu drehen. Greifen Sie sich am besten zuerst einen einfachen Prozess heraus und gehen Sie diesen an. Digitalisieren Sie zum Beispiel die Anamnese.“ Die Ärztin testet es auf einem Tablet und reagiert beeindruckt. Dickmann und ihre Kollegin Nadine Weymann müssen die Ärztin auch nicht von den Vorteilen der elektronischen Fallakte (EFA), des elektronischen Medikationsplans (eMP) und der elektronischen Patientenakte (ePA) überzeugen, die kennt sie und will sie nutzen, „denn wir verlieren unglaublich viel Zeit, wenn wir von einem Patienten viele Dokumente von verschiedenen Ärzten zusammentragen müssen.“ Dr. Shameska informiert sich über das elektronische Rezept (eRezept) und kommentiert, dass sie es schon aus Kroatien kenne, und das sei vor zehn Jahren gewesen.
KVWL-Vorstandsvorsitzender Dr. Dirk Spelmeyer sagt über das Hausarztprogramm im Kreis Herford: „Wenn eine Teilnehmerin so schwärmt wie Dr. Zrinka Shameska, haben wir mit unserem Angebot ganz offensichtlich einen Nerv in der jungen Ärzteschaft getroffen! Das Programm könnte Vorbild für weitere Projekte in ganz Ostwestfalen-Lippe sein.“
Bild: @KVWL/Miriam Sahli-Fülbeck