Sommersymposium stärkt den Kooperationsgedanken in der digitalen Gesundheitsversorgung.
Hagen, 17. August 2022 – Unter dem Motto „Die Zukunft ist digital: Jetzt austauschen, vernetzen und voneinander lernen“ luden die ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin GmbH und die Virtuelles Krankenhaus NRW gGmbH, beide Mitglieder der Deutschen Gesellschaft für Telemedizin (DGTelemed e. V.), am 16. August 2022 zu ihrem ersten Sommersymposium „Vernetzte Versorgung“ in die Räume der kooperierenden FernUniversität Hagen ein. 200 Personen nahmen in Präsenz und online teil.
„Virtuelles Krankenhaus NRW und das ZTG Zentrum für Telematik und Telemedizin haben beide einen großen Anteil daran, dass Nordrhein-Westfalen Vorreiter für Digitalisierung im Gesundheitswesen ist. Wir wollen hier Maßstäbe setzen für wirklich flächendeckende und nachhaltige Veränderungen zum Wohle der Bürgerinnen und Bürger in unserem Land“, eröffnete Lars Andre Ehm, Gruppenleiter Gesundheitsversorgung, Prävention, Digitalisierung der medizinischen Versorgung im Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen das Symposium. Es war die erste gemeinsame Veranstaltung beider Institutionen mit dem Ziel, Projekte und Initiativen aus den Bereichen Telemedizin und Telekonsile zusammenzubringen und miteinander zu vernetzen.
Nadja Pecquet, Geschäftsführerin der Virtuelles Krankenhaus gGmbH, begrüßte die Teilnehmenden mit den Worten: „Wenn wir ernsthaft die Patientinnen und Patienten in den Mittelpunkt stellen, müssen wir in den Austausch gehen und gute Ansätze gemeinsam weiterfolgen. Über regionale und Sektorengrenzen hinweg. Was sich bewährt hat, muss strukturell verankert und weiterentwickelt werden, statt immer neue Einzelprojekte von Grund auf neu zu entwickeln. Das betrifft insbesondere Technik, Prozesse, Datenschutz und damit verbundene Rechtsfragen.“
Dass es schon einige erfolgreiche Ansätze und Modelle für Telemedizin und speziell Telekonsile gibt, zeigte der erste Block der Veranstaltung, in dem sich nach einem Impuls von Dr. Sandra Dohmen, aus der Uniklinik RWTH Aachen unterschiedliche Initiativen und Projekte aus ganz Deutschland vorstellten: die Innovationsfondsprojekte „ERIC“ (Charité Berlin), „Optimal@NRW“ (Uniklinik RWTH Aachen) und das Regionale Telepädiatrische Netzwerk (Universität Greifswald). Darüber hinaus präsentierten sich der „TeleCOVID“ aus Hessen sowie das EFRE-Förderprojekt „GerNe Digital!“.
PD Dr. med. Jörg Christian Brokmann, Leiter der Zentralen Notaufnahme der Uniklinik RWTH Aachen, der „Optimal@NRW“ vorstellte, brachte den Vernetzungsgedanken auf den Punkt: „Nur gemeinsam geht es besser! Intersektorale Versorgung lebt vom Miteinander!“ Kooperationen auch überregional stärken. Das sei wichtig, reiche aber alleine nicht aus. Das zeigten auch Vorträge aus anderen Projekten. „ERIC bietet eine neue digitale Versorgungsform für die Regelversorgung in der GKV. Durch die Etablierung eines telemedizinischen Netzwerks und die Durchführung multiprofessioneller Televisiten und die Etablierung einer Post-ICU-Ambulanz in Zusammenarbeit mit den behandelnden Hausärzt*innen, konnten durch ERIC messbare Verbesserungen in der Versorgungsrealität von Intensivpatienten geschaffen werden“, erklärte Dr. Björn Weiß von der Berliner Charité und mahnte an. „Zur Weiterführung von ERIC und der Vernetzung digitaler Versorgungsangebote sind vor allem verlässliche Finanzierungsinstrumente notwendig.“
Rainer Beckers, Geschäftsführer der ZTG GmbH und Mitglied im DGTelemed-Vorstand, verwies in seinem anschließenden Vortrag auf den unmittelbaren Mehrwert digitaler Projekte: „Telemedizinische Netzwerke können Verlegungen und Arztbesuche reduzieren. Die große Chance für die Behandelnden und die Patienten besteht darin, dass wir Sektoren überwinden und interprofessionell agieren. Damit das funktioniert, brauchen wir geeignete Rahmenbedingungen. Daran müssen wir gemeinsam arbeiten. Und das können wir!“
Die daran anschließende Diskussion zeigte: Telemedizinische Netzwerke wie das Virtuelle Krankenhaus NRW haben das Potenzial die Versorgung nachhaltig zu verbessern. Dauerhaft erfolgreich können solche Versorgungsmodelle allerdings nur dann sein, wenn die Rahmenbedingungen dafür passen.
Dr. med. Carsten König, stellvertretender Vorstandvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung Nordrhein, erklärte: „Telemedizinische Netzwerke belegen, dass intersektorale Versorgung und digitale Medizin funktionieren können. Für eine weitergehende sektorenübergreifende Implementierung über das ärztliches Konsil hinaus bedarf es nunmehr einer Weiterentwicklung der Interoperabilität der Systeme, sowie einem Ausbau der notwendigen Infrastruktur, auch in ländlichen und strukturschwachen Gebieten und einer spezifischen hybriden Finanzierung.“
Mark G. Friedrich, Kaufmännischer Geschäftsführer der Ärztekammer Westfalen-Lippe und Mitglied im ZTG-Aufsichtsrat, ergänzte: „Wir müssen gute Erfahrungen aus der vernetzten Versorgung in die Fläche tragen: Auf die Reihenfolge kommt es an: Prozesse optimieren, Nutzen für die Beteiligten herausarbeiten und dann technisch umsetzen. Kernforderungen bleiben: Patientenversorgung verbessern, ärztliche Arbeit erleichtern.“
Mit Blick auf Nordrhein-Westfalen schloss Michael Mruck, stellvertretender Leiter der vdek-Landesvertretung NRW zum Ende der Veranstaltung: „Telemedizinische Netzwerke wie das Virtuelle Krankenhaus in NRW haben das Potenzial für echte Versorgungsverbesserungen für die Patientinnen und Patienten. Das hat sich bereits im Rahmen der Bekämpfung der Corona-Pandemie gezeigt. Dauerhaft erfolgreich können solche Versorgungsmodelle allerdings nur dann sein, wenn sie sich auf abgegrenzte Indikationsbereiche mit klaren Strukturvorgaben beziehen und ein fester Bestandteil der Krankenhausplanung der Länder sind. Zudem müssen immer auch die Instrumente insbesondere der Krankenhausfinanzierung berücksichtigt werden. Andernfalls laufen alle Bemühungen auf Dauer ins Leere.“
Digitale Projekte können bei der Erreichung der genannten Ziele helfen – ganz besonders im Verbund und in überregionalen Kooperationen. Das Sommersymposium gab einen Startschuss für diesen Vernetzungsgedanken, auch über die Landesgrenzen hinweg.
Bild: @ZTG GmbH